Stress im Beruf #2: Wiebke, Sozialpädagogin

Wiebke (Name geändert) hat im Herbst 2022 denselben Marketing-Kurs gebucht wie ich. Ihr Ziel war es, ihre Selbstständigkeit als Coach für Führungskräfte auf ein sicheres Fundament zu stellen.

Als ich in der Gruppe angefragt habe, wer mir zum Thema Stress im Beruf von seinen Erfahrungen berichten kann, hat sie sich sofort gemeldet.

Wiebke ist Sozialpädagogin, Betriebswirtin und Coach. Momentan ist sie wieder in Vollzeit angestellt. Aber Verwaltung und kirchlicher Trägerschaft hat sie Goodbye gesagt. Dafür - finde ich - gab’s massig Gründe!

 
Mehrere Leute mit Schreibzeug, Getränken und Notebook am Tisch
 

Burnout nach 7 Jahren

“Ich war sieben Jahre lang in sozialen Einrichtungen tätig, habe im Jugendamt und bei der kirchlichen Trägern gearbeitet. Nach sieben Jahren: Burnout. Und heute bin ich einfach nur froh, dass ich aus diesem unmenschlichen System raus bin.”

 
Gestresste Frau am Notebook schlägt Hände vors Gesicht
 

Vorstellung und Realität: 2 Paar Schuhe

“Als ich nach dem Studium in den Beruf eingestiegen bin, hatte ich eine klare Vorstellung: Ich wollte Menschen qualifiziert beraten und ihnen aus Notsituationen heraushelfen. 

Was ich in den verschiedenen Stellen vorgefunden habe, war zwar rein aufgabentechnisch unterschiedlich, es gab aber klare verbindende Elemente:

 

#1: Unbeweglichkeit

“Ich, frisch von der Uni und hochmotiviert, hatte Lust auf Pionierarbeit. ‘Hier kann ich was bewirken!’ war meine Idee. 

Die Realität sieht anders aus. Was bewirken? – Pustekuchen. Gegen Windmühlen kämpfen, das trifft es schon besser. Denn: Das System ist ausgepowert und starr. Und die Menschen, die da schon jahre- oder jahrzehntelang drin sind, haben sich dem angepasst. Da gibt es einfach keinen Raum für Veränderung. Wenn dann jemand frischen Wind reinbringen will, wird das ignoriert, belächelt oder bekämpft. Dabei hätten die Einrichtungen frischen Wind, Optimismus und – vor allem – ein menschliches Miteinander so dringend nötig.”

 
Sieben Holzfiguren links und eine rechts
 

#2: Personalmangel und Fluktuation

“Den Einrichtungen rennen die Fachkräfte weg. Dafür bin nicht nur ich ein Beispiel, sondern das habe ich in den sieben Jahren überall und immer wieder selbst miterlebt. Das klingt jetzt vielleicht überdramatisch, ist es aber nicht: Die Leute fliehen von einer Scheiße in die nächste. Und entweder resignieren sie irgendwann, stumpfen ab oder gehen ganz raus – sei es in Krankheit oder in einen ganz anderen Bereich.”

 

#3: Keine Wertschätzung

“In den Einrichtungen, in denen ich gearbeitet habe, krankte es an der Beziehung zwischen Führungs- und Fachkräften. Die Führungskräfte, selbst überlastet und unter Druck, hatten kaum Kontakt zu ihren Mitarbeitern. Denn diese sind ja im ständigen Notmodus - und deshalb eine permanente potenzielle Bedrohung. Sie könnten ja Forderungen stellen oder Missstände benennen. Deshalb schalten viele Führungskräfte auf „Durchzug“ oder „Kampfbereitschaft“. Denn wer selbst chronisch überlastet ist, hat nichts zu geben.  Logisch.”

 

#4: Negative Grundhaltung

“Genauso negativ, wie sich das anhört, fühlt es sich auch an. Alle sind überlastet und fühlen sich nicht gesehen. Und aus diesem stetigen Mangel heraus soll dann noch „am Menschen gearbeitet“ werden. Dabei ist doch total klar, dass in einem unmenschlichen System Menschlichkeit, Wärme, Mitgefühl nicht gedeihen können.”

 

Reißleine gezogen

“Für mich war das auf Dauer nicht nur nicht zufriedenstellend - es war nicht auszuhalten. Denn es ging ja nicht allein um meinen Stress. Betroffen waren vor allem diejenigen, die meine Unterstützung gebraucht hätten und denen ich nicht (oder nicht ausreichend) helfen konnte. Dieses Gefühl, einem Kind, dessen Wohl gefährdet ist, unzumutbare Wartezeiten zumuten zu müssen, ist mehr als grausam – das nimmt man dann mit nach Hause.

Ich bin darüber krank geworden und habe die Reißleine gezogen. Ausgebrannt nach nur sieben Jahren.”

 

Eine neue Vision

“Jetzt orientiere ich mich neu. Meine Vision ist, den Menschen im System anders dienen zu können – als Coach und mit meiner Erfahrung. Ich bin nämlich sicher, dass es besser gehen könnte und müsste. Und eigentlich wäre es ganz einfach. Der Fokus müsste auf Verbindung, wertschätzendem Miteinander und dem Wohlbefinden der Fachkräfte liegen, ganz nach dem Motto: Kümmer dich gut um deine Mitarbeiter, dann sind auch deine Kunden zufrieden.

Zwei Hände halten eine Glaskugel mit Herzmotiv

Egal, ob es um Migrationsberatung, Kinder und Jugendliche oder Familien geht: Es geht in der sozialen Arbeit immer um Menschen in Not, die qualifizierte Hilfe brauchen. Grund genug, damit eher heute als morgen zu starten.”

 

Und du?

Kennst du das auch: nicht mehr sicher zu sein, ob du in deinem Beruf richtig bist? Vielleicht überlegst du ja auch, die Weichen neu zu stellen und Veränderung zu wagen. Vielleicht hast du den Schritt auch schon gemacht.

Wenn du auch eine berufliche Veränderungs-Geschichte zu erzählen hast, schreib uns gerne eine Nachricht. Wenn’s passt, verabreden wir uns zum Interview.

Oder hast du zwar Lust, den Job zu wechseln oder dich in deinem Job zu verändern, traust dich aber noch nicht. Dann schau doch mal, ob eine Auszeit bei uns vielleicht der passende Startpunkt für deine Veränderung sein kann.

 

Hier geht’s zu unserem Erholungskonzept.

 
 


 
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